Motorradbekleidung

Motorrad Tourenbekleidung – Ratgeber, Test und Erfahrungen

Alltagstaugliche Reiseenduros und Tourer liegen voll im Trend. Motorradbekleidungshersteller richten sich mit ihrem Produktsortiment natürlich nach den beliebtesten Motorradtypen und halten daher mittlerweile ein schier unüberschaubares Angebot an Motorrad Tourenbekleidung bereit. Folgender Motorradbekleidungsratgeber für Tourenfahrer soll dir einen Überblick verschaffen und dich vor unnötigen Ausgaben und Fehleinkäufen bewahren. Nachdem selbst die teuersten Motorradklamotten mit der Zeit durch Witterungseinflüsse spröde, unansehnlich und unsicher werden und daher spätestens alle drei bis fünf Jahre ausgetauscht werden sollten, stelle ich in diesem Beitrag vor allem preisgünstige Motorradbekleidung vor, mit der du hinsichtlich Sicherheitsausstattung und Verarbeitungsqualität jedoch keine Kompromisse eingehst.

»Reisen ist besonders schön, wenn man nicht weiß, wohin es geht. Aber am allerschönsten ist es, wenn man nicht mehr weiß, woher man kommt.«

LAOTSE

Falls dich interessiert, wie viel eine vollständige Tourenausrüstung kostet, welche Motorradbekleidung und Protektoren für die Motorradreise überhaupt sinnvoll sind und auf was du beim Kauf der Klamotten achten solltest, findest du in folgendem Tourenbekleidungstest- und Erfahrungsbericht Antwort.

Wie viel kostet eine vollständige Motorradbekleidung?

Für die erste komplette Bekleidungsgrundausstattung für Motorradtouren sollte dir ein Mindestbudget von 550 bis 1.000 Euro zur Verfügung stehen. Die Schutzkleidung besteht aus einem Helm (ist vorgeschrieben; ca. 200–300 Euro), einer abriebfesten Motorradjacke mit Protektoren im Schulter-, Ellbogen- und Rückenbereich (ca. 150–250 Euro), einer reißfesten Motorradhose mit Knie- und Hüftprotektoren (ca. 100–200 Euro), robusten Motorradhandschuhen (ca. 30–90 Euro) und Motorradschuhen oder Stiefeln mit Knöchelschutz (ca. 70–160 Euro). Eine Schutzkleidung in diesem Umfang und Preisbereich kann in der Regel einfach mit herkömmlichen Klamotten erweitert und damit ganzjährig getragen werden. Von zu billiger Motorradbekleidung rate ich ab, da ein sehr niedriger Preis oft große Einbußen in Sachen Sicherheit, Qualität und Komfort mit sich bringt. Nach oben hin sind dem Preis natürlich kaum Grenzen gesetzt.

Motorradaccessoires und -zubehör, wie Nierengurt, Sturmhaube und Regenkombi, sind sinnvolle Erweiterungen der Ausrüstung und bereits für kleinere Beträge zwischen 5 und 30 Euro zu bekommen. Und wahrscheinlich wirst du dir sogar relativ bald zusätzliche Motorradbekleidung für verschiedene klimatische Bedingungen kaufen wollen, etwa eine luftigere Motorradjacke für den Sommer oder dickere Handschuhe für die Übergangszeit. Realistisch als Kosten für eine zufriedenstellende komplette Motorrad-Sicherheitsausrüstung sind daher etwa 1.000 bis 1.500 Euro.

Welche Protektoren sollte gute Motorrad Tourenbekleidung aufweisen?

Neben dem abrieb- und reißfesten Obermaterial der Motorradbekleidung schützen vor allem die darin integrierten, bzw. nachrüstbaren Aufprallprotektoren vor schweren Verletzungen. Protektoren sind an die zu schützende Körperzone angepasste Schutzpolster, die früher oft aus unbequemen Hartplastik bestanden, heute jedoch zumeist aus Hightech-PU-Schäumen hergestellt werden, die sich erst bei einem Sturz (Aufprall) verhärten und dadurch leicht und angenehm zu tragen sind. Sie sollten der europäischen Norm 1621 entsprechen und daher eine CE-Prüfnummer tragen. Für deinen optimalen Schutz musst du auf den korrekten Sitz der Protektoren achten, ihr Verrutschen beim Sturz solltest du ausschließen können.

Generell sind Motorradprotektoren für verschiedene Körperbereiche, wie Schultern, Brust, Ellbogen, Rücken, Hüfte, Knie, Schienbein, Hand- und Fußknöchel usw. erhältlich. Bei Motorrad Tourenbekleidung ist allerdings darauf zu achten, einen guten Kompromiss aus Schutzfunktion und Komfort zu finden. Direkt am Körper anzulegende Protektoren, wie z. B. eine »Schildkröte« (Rückenprotektor mit Schulterriemen und integriertem Nierengurt) oder separat erhältliche Knie- und Schienbein-Protektoren liegen perfekt am Körper an, können kaum verrutschen und bieten daher maximalen Schutz vor Verletzungen. Bequemer und praktischer aber sind oftmals in die Bekleidung integrierte Protektoren. Meine Motorrad Tourenbekleidung hat nahezu alle oben genannten Protektoren (außer Brustpanzer und Hüftprotektor) integriert. Schildkröte oder Protektoren-Jacke und separate Knieprotektoren lege ich meist nur für reine Geländefahrten an.

Welcher Motorradhelm für die große Reise?

Integralhelme bieten maximalen Schutz und eine ausgezeichnete Aerodynamik. Sie sind geräuscharm und relativ leicht und gelten damit als bester Helmtyp. Dennoch bevorzugen Reiseenduristen und Tourenfahrer oft Motocross-, Adventure- oder Klapphelme. Dabei liegen besonders die Vorteile von Klapphelmen auf der Hand. Im Stop-and-go-Verkehr lassen sie sich als luftiger Jethelm tragen, für den Schnappschuss am Straßenrand kannst du das Kinnteil innerhalb von Sekundenbruchteilen nach oben klappen, um die Kamera ans Auge führen. Auch für eine Plauderei mit dem Tankwart oder für Erkundigungen nach dem Weg ist es praktisch, wenn sich das Kinnteil schnell nach oben klappen lässt. Diesem praktischen Nutzen stehen ein höheres Gewicht und stärkere Windgeräusche gegenüber.

Ich trage auf meinen Motorradreisen den Scorpion EXO ADX-1 Klapphelm. Dieser lässt sich schnell und ohne Werkzeug in einen aerodynamischen Tourenhelm ohne Sonnenschild umbauen. Er kann mit Vollvisier oder Motocross-Brille gefahren werden, bietet ein herunterklappbares Sonnenvisier und eine Lautsprecher-Aussparung für ein optional nachrüstbares Kommunikationssystem. Der sehr vielseitige und komfortable Helm ist hochwertig verarbeitet und wiegt nicht mehr als die teils doppelt so teuren Klapphelme der Konkurrenz.

Hinweis: Der Scorpion EXO ADX-1 wurde mittlerweile vom ADX-2 abgelöst und ist nur noch vereinzelt als Abverkauf auf Onlineshops zu finden. Alle Informationen zum Nachfolger findest du auf den von mir verlinkten Angebotsseiten zum ADX-2.

Ein sauberes und makelloses Helmvisier sorgt bei Nachtfahrten mit Gegenverkehr oder tief stehender Sonne für weniger Streulicht und trägt damit zur Sicherheit im Straßenverkehr bei. Meine Erfahrungen bei der Reinigung von Helmvisieren zu Hause und unterwegs sowie häufige Fehler bei der Reinigung, die es zu vermeiden gilt, habe ich dir in einem Ratgeber zusammengefasst. Unter Helmvisier reinigen findest du zudem Tipps zur Einlagerung von Motorradhelmen und zur Reinigung von Pinlock-Innenvisieren, Helmschalen und Helmpolstern.

Leder oder Textilbekleidung?

Motorradbekleidung aus abriebfestem Känguru- und Rindsleder bietet ein Höchstmaß an Sicherheit und gilt vor allem im Supersportbereich, also für Motorradfahrer, die ihre Bikes bei sehr hohen Geschwindigkeiten sportlich auf Rennstrecken bewegen, als das Maß der Dinge. Moderne Motorradtextilbekleidung befindet sich heutzutage auf einem ähnlich hohen Sicherheitsniveau, ist jedoch witterungsbeständiger und hat sich für Tourenfahrer längst zur besseren Alternative zum Leder entwickelt. Sie ist preiswerter herzustellen, deutlich leichter und oft komfortabler. Eigenschaften wie Atmungsaktivität, Wasser- und Winddichtigkeit, Wärmeisolierwirkung usw. lassen sich bei Textilbekleidung mitunter durch hochwertige Klimamembranen (Gore-Tex, SympaTex) und Thermofutter einfach an verschiedene klimatische Gegebenheiten anpassen, weshalb sich Textilkombis (durch Reißverschlüsse miteinander zu verbindende Motorradjacken und -hosen) bei Tourenfahrern längst als Standard durchgesetzt haben. Die Membranen dieser Motorradbekleidung verfügen über mikroskopisch kleine Poren, die größer als Wassermoleküle und tausende Male kleiner als Regentropfen sind. Sie machen die Kleidung wasserdicht und atmungsaktiv und werden mitunter wie folgt integriert.

Z-Liner, 2-Lagen-Oberstofflaminat oder 3-Lagen-Laminat?

Bei Z-Linern wird die Membran an den Säumen zwischen dem reißfesten Oberstoff und dem Innenfutter fixiert. Die Membran ist also nicht herausnehmbar, weshalb die Belüftungsmechanismen auf die Membran und nicht direkt auf den Körper wirken. Die Membran verhindert also die Frischluftzufuhr, was bei hohen Temperaturen sehr unangenehm sein kann. Ein weiterer Nachteil von Z-Linern ist, dass sich der Oberstoff bei Regen mit Wasser vollsaugt, wodurch die Jacke schwer wird und lange zum Trocknen braucht.

Bei Textiljacken und -hosen aus 2-Lagen-Oberstofflaminat ist eine hauchdünne Membran auf die Innenseite des Oberstoffs laminiert. Das Eindringen von Nässe wird daher blockiert, sodass sich der Oberstoff nicht mit Wasser vollsaugen kann. Er bleibt leicht und trocknet schnell. Dennoch kann das Material nicht so atmungsaktiv und luftdurchlässig sein wie ein Oberstoff ohne Membran. Ich bevorzuge bei Motorrad Tourenbekleidung deshalb 3-Lagen-Laminat.

Die Atmungsaktivität einer Membran funktioniert nur bei einem Temperaturgefälle von innen nach außen. Bei hochsommerlicher Hitze stößt die Funktionalität wegen dem fehlenden Dampfdruckgefälle an ihre Grenzen. Hier kommen die Vorteile der individuellen Anpassbarkeit an die verschiedensten klimatischen Gegebenheiten des nicht fest miteinander verbundenen 3-Lagen-Laminats zu Geltung. Beim klassischen 3-Lagen-Laminat, wie es gerne bei Outdoor-Sportbekleidung verwendet wird, sind Membran, Außenmaterial und Futter fest miteinander verklebt. Das Material ist dadurch etwas steifer und nicht ganz so luftig. Für Motorradbekleidung nutzen einige Hersteller deswegen das Prinzip der herausnehmbaren Membran, um so für alle Wetterlagen zu rüsten.

FLM verwendet bei der Reise Textiljacke 2.0 das oben gelobte 3-Lagen-Laminat mit herausnehmbarer Membran. Die relativ preisgünstige Motorradjacke besteht also eigentlich aus drei Jacken (luftige Motorradjacke mit Protektoren, wind- und wasserdichte Membran und Thermofutter). Die Jacken lassen sich vielseitig kombinieren und über Druckknöpfe und Reißverschlüsse miteinander verbinden.

Bei hohen Temperaturen können Futter und Klimamembran unkompliziert entfernt werden, während die Membran bei niedrigen Temperaturen als Windstopper dient. Letztere kannst du ausserdem mit oder ohne Thermofutter als schicke Freizeitjacke verwenden. Bei Regen wird die Membran einfach über der eigentlichen Motorradjacke getragen. All diese Variationsmöglichkeiten bietet auch die dazu passende Reise Textilhose 2.0. Mit dieser Textilkombi bin ich schon auf mehreren Motorradreisen gut gefahren.

Motorradhandschuhe

Auf mehrtägigen Motorradtouren hat es sich bewährt, mindestens zwei Paar Motorradhandschuhe dabeizuhaben. Auf die Weise hast du nach Regenfahrten noch trockene Handschuhe in Reserve. Generell trage ich lieber dünne Motorradhandschuhe, da diese mehr Gefühl für die Bedienung der Armaturen, des Smartphones, Kamera usw. vermitteln.

Tipp: Latexhandschuhe (z. B. aus dem Erste-Hilfe-Koffer) nehmen kaum Platz weg und können als Wind- und Nässeschutz unter den Motorradhandschuhen getragen werden. Wenn du relativ kleine Hände hast, kannst du alternativ auch große Spülhandschuhe über den Motorradhandschuhen tragen.

Da meine Ténéré 700 über Heizgriffe und Handprotektoren mit Windabweisern verfügt, trage ich auf meinen Touren meist Motorrad-Sommerhandschuhe. Das zweite Paar wähle ich je nach erwartetem Klima. Für heiße Regionen und Jahreszeiten packe ich zusätzlich ein Paar luftiger Motocross-Handschuhe ein, in der kalten Jahreszeit begleiten mich stattdessen meine relativ dünn gefütterten, jedoch wasserdichten Winterhandschuhe.

Wenn ich auf ein Paar Motorradhandschuhe nicht mehr verzichten möchte, dann sind es die Held Sambia 2163 Sommer-Motorradhandschuhe. Was ich an diesen luftigen und komfortablen Handschuhen so schätze und wo Held noch nachbessern kann, erfährst du unter folgendem Link.

Adventure-Motorradstiefel

Motorradstiefel für Reiseenduristen müssen Wasserdurchfahrten, Schlamm und Dauerregen trotzen. Sie sollen die Füße und Unterschenkel vor Verletzungen schützen und dabei möglichst wasserdicht und bequem sein. Reine Motocross-Stiefel sind zwar robust und bieten durch ihre steife Konstruktion viel Schutz, der Komfort lässt in diesen klobigen Stiefeln allerdings zu wünschen übrig und an einen längeren Fußmarsch ist erst gar nicht zu denken. Touren-Motorradstiefel sind deutlich komfortabler und eignen sich generell auch für Fahrten auf Schotterpisten und im leichten Gelände. Für Touren in etwas anspruchsvollerem Gelände sind Adventure-Motorradstiefel geeignet. Sie sind mit größeren Schienbein-Protektoren ausgestattet, weisen eine griffigere (profiliertere) und meist geringfügig steifere Sohle als Tourenstiefel auf.

Die Drifter WP des italienischen Herstellers TCX sind zwar nicht ganz so steif und damit sicher wie reine Motocross-Stiefel, sie bieten dafür jedoch einen sehr guten Kompromiss aus Sicherheit und Tragekomfort.

Die Adventure-Boots sind mit einer wasserdichten und atmungsaktiven Membran ausgestattet, ihre profilierte Sohle ist noch so flexibel, dass Schalt- und Bremsvorgänge angenehm möglich sind. Ich jedenfalls bin von den Stiefeln begeistert und habe dir alles Wissenswerte darüber in einem ausführlichen Erfahrungsbericht zusammengefasst.

Motorradaccessoires und -zubehör

Mit der oben genannten Motorrad-Grundausstattung bist du für den Motorradalltag bestens gewappnet. Motorradaccessoires und -zubehör, wie z. B. Halstücher, Sturmhauben, Schaltücher (auch Buff genannt), Knie- und Schienbeinschoner, Rückenpanzer oder Nierengurte, können die vorhandene Ausrüstung noch aufwerten, was vor allem auf langen Motorradreisen einen deutlichen Komfortgewinn mit sich bringen kann.

Motorrad-Regenbekleidung

Motorrad-Regenbekleidung lässt sich bei einem plötzlichen Wetterumschwung blitzschnell über die eigentliche Motorradbekleidung ziehen und schützt dich zuverlässig vor Feuchtigkeit. Sie hat meist auffällige Signalfarben oder verfügt zumindest über Reflexionsstreifen, wodurch die Sichtbarkeit und damit Sicherheit des Bikers erheblich gesteigert werden. In der Regel ist Regenbekleidung winddicht, sodaß sie auch bei Trockenheit und niedrigen Temperaturen Komfort bietet. Außerdem kann sie bei Wanderungen oder auf dem Campingplatz die Funktion einer Freizeit-, Wind- und Regenjacke übernehmen.

Tipp: achte bei der Wahl deiner Regenhose darauf, dass sie weit genug ist, um sich über deine Motorradstiefel ziehen zu lassen, oder mit wasserdichten Reißverschlüssen entlang der Beine ausgestattet ist. Das erspart dir, bei Regen erst deine Stiefel ausziehen zu müssen.

Funktionsunterwäsche um die Funktion der Membranen zu gewährleisten

Im Gegensatz zu Unterwäsche aus Baumwolle (diese saugt sich nur voll) nimmt Funktionsunterwäsche deinen Schweiß auf und leitet ihn nach außen ab. Die atmungsaktiven Membranen deiner Motorradbekleidung sorgen anschließend dafür, dass die Feuchtigkeit als Wasserdampf weiter nach außen abgeführt wird. Funktionsunterwäsche sorgt also für ein komfortabel trockenes Klima unter deiner Motorrad Tourenbekleidung. Außerdem erleichtert sie bei hohen Temperaturen das An- und Ausziehen deiner Motorrad Textilkombi und dient bei niedrigen Temperaturen als zusätzliche wärmende Schicht.

Tipp: es muss nicht die teure Funktionsunterwäsche aus dem Motorradzubehör sein. Du findest hier auf Amazon preisgünstige und empfehlenswerte Funktionswäsche für Skifahrer und andere Outdoor-Aktivitäten, die sich natürlich auch zum Motorradfahren eignet. Um die Funktion der Wäsche zu erhalten, sollte Funktionsunterwäsche generell nicht mit Weichspüler gewaschen werden.