Helmvisier reinigen – Tipps, Erfahrungen und häufige Fehler bei der Reinigung
Ein sauberes und makelloses Helmvisier für den Motorradhelm ist nicht nur schön anzusehen, es trägt auch erheblich zur Sicherheit im Straßenverkehr bei. Verschmutzungen durch Insekten, Straßenstaub und Dieselruß sowie Beschädigungen des Visiers und Schlieren, wie sie durch eine fehlerhafte Visier-Reinigung entstehen können, sorgen insbesondere bei tief stehender Sonne und Nachtfahrten mit Gegenverkehr für Streulicht. Das Sichtfeld des Fahrers wird dadurch negativ beeinträchtigt.
Fehler bei der Reinigung vom Helmvisier passieren vor allem Motorradneulingen. Mangelnde Erfahrung und zweifelhafte Tipps aus der Motorradgemeinschaft führen häufig dazu, dass sie ihr Visier mit aggressiven Haushaltsreinigern waschen. Matte Stellen im Visier und schlechte Sicht während der Fahrt sind die Folge.
Auch ich habe meine ersten Helmvisiere durch Fehler bei der Reinigung unwiederbringlich beschädigt. Damit deine Visiere lange von Kratzern und matten Stellen verschont bleiben und du immer einen klaren Durchblick behältst, habe ich dir folgenden Ratgeber zur richtigen Reinigung von Helmvisieren und Motorradhelmen erstellt. Ich gebe Tipps zur einfachen Reinigung zu Hause, zur Reinigung von Pinlock® und verspiegelten Visieren, zur Visier-Reinigung unterwegs und der von Helmschalen und Helmpolstern. Du erfährst von häufigen Fehlern bei der Reinigung und der richtigen Einlagerung deines Motorradhelms. Grundsätzlich gilt jedoch, dass die Hinweise in der Bedienungsanleitung von deinem Helm immer Vorrang haben.
Motorradhelmvisier zu Hause reinigen
Klare und getönte Helmvisiere und Motocross-Brillen wie die, die ich an meinem Scorpion EXO Adventure-Klapphelm und meinem Motocross-Helm verwende, sind relativ unempfindlich und lassen sich wie im Folgenden beschrieben einfach reinigen. Verspiegelte Visiere und Brillengläser sind extrem kratzempfindlich und müssen schonender gereinigt werden.
Einfache Reinigung für zwischendurch
Für die einfache Reinigung der Außenseite von klaren und getönten Helmvisieren benötigst du lediglich Küchenpapier, Wasser, etwas Zeit und ein sauberes und fusselfreies Mikrofaser-Reinigungstuch. Dem Wasser können ein paar Tropfen milde Seifenlauge hinzugefügt werden, meiner Erfahrung nach funktioniert die Reinigung jedoch genauso gut ohne Seife. Das Visier musst du zur Reinigung nicht ausbauen und ein evtl. vorhandenes herunterklappbares Sonnenvisier kannst du auf die gleiche Art reinigen.
Falls das Visier von einer dicken Staubschicht bedeckt ist, empfiehlt es sich, diese zuvor mittels Druckluft zu entfernen. Trenne anschließend ein oder zwei Blätter von der Küchenrolle ab, befeuchte sie mit Wasser und lege sie doppelt gefaltet aus das Visier. Drücke sie etwas an und lasse das nasse Papier an einem schattigen Ort 20–30 Minuten einwirken. Nach der Einwirkzeit sind Verschmutzungen wie eingetrocknete Insekten aufgeweicht und lassen sich einfach mit dem noch feuchten Küchenpapier abwischen. Falls nötig, kann der Vorgang wiederholt werden.
Nachdem alle Verschmutzungen entfernt sind, musst du das Visier nur noch vorsichtig mit dem Mikrofasertuch trockenwischen. Vermeide dabei unbedingt zu viel Druck und wische vertikal bzw. senkrecht.
Sonderfall verspiegeltes Helmvisier (Motocross-Brille)
Verspiegelte Helmvisiere sind extrem empfindlich. Sie verfügen über eine aufgedampfte Schicht, von der sich bei falscher Reinigung schnell Teile ablösen.
Im Gegensatz zum Vorgehen bei herkömmlichen Visieren solltest du bei verspiegelten zur Reinigung auf keinen Fall Seife benutzen. Verwende hier ausschließlich Wasser und nasses Küchenpapier. Nach der Reinigung kannst du das Visier mit einem Föhn (Kaltluft) trocknen oder mit einem sehr weichen und saugfähigen Mikrofasertuch vorsichtig trockenwischen.
Gründliche Reinigung (verschmutztes Innenvisier / vor Einlagerung)
Wenn dein Helmvisier von innen verschmutzt ist oder du den Motorradhelm komplett reinigen möchtest, etwa zur Einlagerung über den Winter oder vor der nächsten Motorradreise, musst du das Visier vor der Reinigung abnehmen. Entferne außerdem das Anti-Beschlag-Visier, falls vorhanden, und reinige dieses separat (siehe Pinlock-Visier reinigen).
Das Hauptvisier tauchst du jetzt vollständig in einen mit lauwarmen Wasser und evtl. etwas milder Seifenlauge befüllten Behälter (z. B. Waschbecken). Das Wasser sollte nicht zu heiß sein und das Visier sollte mit der Unter- oder Oberkante aufliegen. Die Flächen dürfen keinen Kontakt zum Behälter bekommen, da sie dadurch leicht zerkratzen.
Nach kurzer Einwirkzeit spülst du das Visier unter fließendem Wasser ab und befreist es vollständig von Schmutz und Seifenrückständen. Jetzt musst du es nur noch etwas abtropfen lassen und mit dem Mikrofasertuch vorsichtig vertikal trockenwischen.
Tipp: Anstelle eines Mikrofasertuches kannst du zum Trocknen einen starken Föhn (Kaltgebläse) oder Druckluft verwenden. Die Gefahr von kleinen Kratzern ist dadurch geringer.
Pinlock®-Innenvisier schonend reinigen
Pinlock-Visiere (Anti-Beschlag-Visiere) verhindern bei kaltem und nassem Wetter effektiv ein Beschlagen des Helmvisiers. Ein Nachteil von Pinlock-Visieren ist, dass ihre Oberfläche und Beschichtung sehr weich und extrem anfällig für Kratzer ist. Anti-Beschlag-Visiere müssen also sehr schonend und sollten nach Möglichkeit nur selten gereinigt werden. Auch musst du bei einem Helm mit Pinlock® immer darauf achten, dass nach Möglichkeit nichts die empfindliche Fläche vom Innenvisier berührt.
Hinweis: Um die Funktion von Anti-Beschlag-Visieren zu gewährleisten, muss der Silikon-Rand dieser sehr dünnen und flexiblen Visiere vollständig (ohne Unterbrechung) und gleichmäßig (erkennbar am schmalen Streifen der Dichtlippe) am Hauptvisier anliegen.
Zur Reinigung des Pinlock musst du es vom Hauptvisier trennen. Fasse das Pinlock dabei nur an den Kanten an und verwende zur Reinigung ausschließlich Wasser. Wenn du darauf achtest, dass seine Flächen unberührt bleiben, kannst du das Pinlock zum Einweichen der Verschmutzungen für ein paar Minuten in eine Schüssel mit Wasser stellen und anschließend spülen. Meist genügt jedoch die Reinigung unter fließendem Wasser.
Hinweis: Manche Motorradfahrer spülen bzw. besprühen ihr Pinlock nach der Reinigung mit Leitungswasser noch mit destilliertem Wasser. Der Bildung von Kalkflecken soll so entgegengewirkt werden.
Um das Pinlock-Visier zu trocknen, darfst du keine Tücher verwenden, da diese sofort Spuren auf der empfindlichen Oberfläche hinterlassen würden. Ich schüttel das Visier nach der Reinigung mit Wasser meist etwas trocken und stelle es dann zur vollständigen Trocknung an der Luft auf einem sauberen Blatt Küchenpapier ab. Andere Möglichkeiten der Trocknung sind die mittels Druckluft (Kompressor, Druckluftspray) oder Föhn (Kaltgebläse).
Häufige Anwendungsfehler bei der Visier-Reinigung
Visiere von Motorradhelmen und Helmschalen sollten stets ohne aggressive Reinigungsmittel gereinigt werden, da diese die Beschichtungen der Visiere angreifen und Spannungskorrosion am Kunststoff verursachen können.
Glasreiniger oder Spülmittel zum Helmvisier Reinigen?
Entgegen der Meinung vieler Motorradfahrer ist es nicht ratsam, Helm und Visier mit Glasreiniger zu säubern. Auch Spülmittel und andere Haushaltsreiniger mit anionischen Tensiden sind aggressive Reinigungsmittel und für die Reinigung von Visieren ungeeignet. Wenn du mit der Reinigungskraft von Wasser (evtl. mit etwas milder Seife) und Einwirkzeit nicht zufrieden bist, dann nutze lieber spezielle Helm- und Visier-Reiniger, die die empfindlichen Oberflächen von Helm und Visier nicht beschädigen. Folgende Reiniger sind aufgrund zahlreicher positiver Bewertungen von Motorradfahrern zu empfehlen:
Zu viel Reinigungsmittel
Falls du milde Seife zur Visier-Reinigung verwenden möchtest, dann dosiere sie sehr sparsam. Weniger ist hier wirklich mehr und ein paar Tropfen Seife auf ganz viel Wasser sind völlig ausreichend. Selbst dünn dosierte Seife hinterlässt oft Schlieren auf dem Visier und lässt sich ohne Schwamm kaum wieder vollständig abspülen.
Horizontales trockenwischen
Viele Biker achten bei der Reinigung vom Visier nicht auf die Richtung der Wischbewegung. Horizontales Wischen bringt jedoch ein paar Nachteile mit sich, da Mikrokratzer bei der Reinigung nicht vollständig ausgeschlossen werden können. Horizontal über das Visier verlaufende Kratzer brechen das Licht sehr ungünstig und lassen Regentropfen schlechter ablaufen. Wenn du bei der Reinigung alles richtig machen möchtest, dann gewöhne dir am besten gleich an, Visiere mit einer vertikalen Wischbewegung zu reinigen/trocknen.
Helmvisier unterwegs reinigen
Für die Reinigung des Helmvisiers unterwegs kannst du Toilettenpapier anstatt Küchenpapier verwenden. Dieses ist zwar nicht so reißfest und komfortabel in der Anwendung, dafür ist es überall (Raststätte, Restaurant, Campingplatz/Hostel/Hotel) verfügbar. Ich packe auf meine Reisen auch immer eine Rolle in meinen Tankrucksack als Ersatz für Taschentücher, Servietten oder Küchenpapier. Bei der Visier-Reinigung mit Toilettenpapier hat es sich bewährt, dieses zuerst aufs Visier zu legen und erst anschließend mit Wasser zu befeuchten. Auch ersetzt das Toilettenpapier im Verlauf meiner Reisen meist das mitgeführte Mikrofasertuch zum Trocknen des Visiers, da dieses bereits nach wenigen Tagen zu verdreckt und hart ist, um damit noch schonend das Visier trocknen zu können.
Für die Visier-Reinigung am Straßenrand habe ich immer ein paar Päckchen Visier- und Helm-Reinigungstücher im Tankrucksack. Damit lassen sich zwischendurch die Reste von großen Insekten schnell und streifenfrei entfernen.
Tipp: Die von mir verwendeten Visier-und Helm-Reinigungstücher kommen in handlichen Päckchen, die über zwei Kammern verfügen. In der einen befindet sich ein nasses Tuch zum Reinigen und in der anderen ein trockenes Tuch zum Trocknen des Visiers. Lege die Tücher umgehend nach der Visier-Reinigung am Straßenrand zusammen, stecke sie wieder in die jeweilige Kammer und verschließe das Päckchen durch Eindrehen der Öffnung. Auf die Art bleibt das nasse Tuch noch für ein bis zwei Tage feucht und kann wiederholt verwendet werden.
Ich achte unterwegs darauf, das Innenvisier stets sauber zu halten. Dadurch bleibt mir die umständliche Reinigung vom Pinlock auf meinen Reisen meist erspart. Das Innenfutter des Helmes schone ich dadurch, dass ich auf meinen Motorradreisen einen Buff unterm Helm trage. Dieser lässt sich unterwegs viel schneller waschen und trocknen als die Helm-Polster.
Helm einlagern (Winterpause)
Vor der Einlagerung des Motorradhelmes über den Winter ist es ratsam, Visier und Helm (siehe nächster Absatz) gründlich zu reinigen. Bei ausgebautem Visier kannst du die Mechanik vom Visier mit einem weichen Pinsel säubern und anschließend mit etwas Silikonöl oder Vaseline schmieren. Die Gummidichtungen am Visier bleiben weich, wenn du sie mit etwas Talkum Puder behandelst. Achte vor der Einlagerung darauf, dass alle Teile am Helm vollständig getrocknet sind. Lagere den Helm mit geöffnetem Visier und heruntergelassener Sonnenblende luftig und trocken bei Zimmertemperatur. Auch ein Helmbeutel (oft im Lieferumfang vom Motorradhelm) eignet sich gut zur längeren Aufbewahrung.
Motorradhelm Komplettreinigung
Die vollständige Reinigung des Motorradhelmes sollte je nach Gebrauch alle paar Wochen oder Monate durchgeführt werden. Auch empfiehlt sie sich vor der Einlagerung des Helmes über die Winterpause oder bei sonstigen Unterbrechungen des regelmäßigen Gebrauches.
Helmschale reinigen
Insektenreste, Straßenschmutz, Schlamm, Öl und Kraftstoffrückstände lassen sich mit lauwarmer Seifenlauge und einem Lappen/Handtuch von der Helmschale entfernen. Benutze zur Reinigung der Helmschale keine Lösungsmittel oder harten Schwämme. Lösungsmittel greifen die Struktur von Helmschalen aus thermoplastischen Kunststoffen wie Polycarbonat (LEXAN, Ronfalin) oder Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer an und können sie aufweichen. Helme aus Duroplasten (z. B. Carbon, Fiberglas, Kevlar) sind hier etwas weniger empfindlich, sollten jedoch trotzdem nicht mit Lösungsmitteln behandelt werden. Hartnäckige Verschmutzungen kannst du einweichen, indem du den Helm in mit Seifenlauge befeuchtetes Küchenpapier (oder Handtuch) wickelst. Nach kurzer Einwirkzeit lässt sich der Schmutz meist mühelos abwischen. Zum Trocknen der Helmschale kannst du ein Handtuch oder Mikrofasertuch benutzen.
Hinweis: Nach Reinigung der Helmschale kannst du dieser mit Kunststoff-Pflegemitteln beziehungsweise Lackpflege (bei lackiertem Fiberglas, Karbon usw.) zu neuem Glanz verhelfen (nach Anleitung vom verwendeten Pflegeprodukt vorgehen). Helmschalen mit Mattlack sollten nicht poliert oder gewachst werden.
Helmpolster reinigen
Haare, Hautschuppen, Haarpflegerückstände (Haarspray, Gel, Shampoo), Schweiß, Sonnencreme, Make-up, Straßenstaub usw. setzen mit der Zeit den Helmpolstern zu. Ein mit Dreckpartikeln vollgesaugter Schaumstoff ist klebrig und weniger flexibel, wodurch sich die Passform vom Helm ändern kann. Das ist unhygienisch und beeinträchtigt zudem die Funktion des Helmes und damit deine Sicherheit. Das Innenfutter vom Helm sollte also regelmäßig gereinigt werden.
Bei den meisten Helmen lassen sich die Helmpolster herausnehmen und mit mildem Feinwaschmittel im Schonwaschgang bei 30 Grad in der Waschmaschine waschen (Herstellerempfehlung beachten). Auf den Schleudergang solltest du bei Helmpolstern immer verzichten. Schonender kannst du die Polster von Hand mit viel Wasser und etwas Feinwaschmittel oder Babyshampoo waschen. Bei Helmen mit festen Polstern empfiehlt es sich, grobe Verschmutzungen zuvor mit dem Staubsauger oder einer weichen Bürste zu entfernen.
Nach der Reinigung und vor dem Rückbau in den Helm sollten die Helmpolster an einem schattigen und luftigen Platz vollständig durchtrocknen, was mehrere Tage in Anspruch nehmen kann.
Tipp: Gute Erfahrungen bei der Reinigung von Helmpolstern habe ich mit dem Dr. 2160 Wack S100 Helmpolster-Reiniger gemacht. Dieser beschleunigt und erleichtert die Reinigung und entfernt unangenehmen Geruch.