• Beitrag zuletzt geändert am:14. September 2023
  • Lesedauer:25 min Lesezeit

Suzuki V-Strom 800DE – Test- und Erfahrungsbericht

Suzuki wagt sich mit der 2023 neu eingeführten V-Strom 800DE (Dual Explorer) in die Reiseenduro Mittelklasse. Das komplett neu entwickelte Adventure Bike schließt die Lücke zwischen der V-Strom 650XT und der V-Strom 1050DE. Ihr Motor findet auch im Naked Bike GSX-8S Verwendung und ist ein Reihenzweizylinder und nicht etwa ein V-Twin, wie das bei ihren Schwestermodellen der Fall ist. Der vielseitige und umgängliche Adventure Tourer ist bereits serienmäßig gut ausgestattet. Ob die V-Strom 800 die bessere Alternative zur teils viel teureren Konkurrenz ist, erfährst du in folgendem V-Strom 800DE Test- und Erfahrungsbericht.

Suzuki V-Strom 800 DE.
Suzuki V-Strom 800DE

Die V-Strom 800DE ist Testsieger des Alpen-Masters 2023 des Magazins MOTORRAD, einem Motorrad-Vergleichstest, bei dem Motorradneuerscheinungen (der letzten zwei Jahre) verschiedener Kategorien gegeneinander antreten. Die V-Strom 800DE konnte sich bei dem Test u. a. gegen Honda XL 750 Transalp, Aprilia Tuareg 660, KTM 890 Adventure R, BMW R 1250 GS Adventure und Ducati Multistrada V4 Rally durchsetzen und machte den ersten Platz aus insgesamt 16 getesteten Motorrädern.

Ich habe mir die V-Strom 800DE bei 4 Tempi Moto Store in Grosseto für einen Tag lang ausgeliehen und mit ihr das Val d’Orcia (Orciatal) und den Monte Amiata erkundet. Meine Route bestand aus einem kurzen Abschnitt Autobahn, viel gut präparierten Schotterstraßen und den kurvigen Landstraßen der südlichen Toskana. An- und abgereist bin ich mit meinem eigenen Motorrad, sodass ich einen guten Vergleich zwischen der V-Strom 800DE und der Ténéré 700 ziehen kann. Alle Informationen zur V-Strom 800, zu den technischen Daten, den elektronischen Features, Zubehör und Preisen und meinen Eindrücken zum Fahrverhalten der V-Strom 800 findest du in folgendem Beitrag.

Konzept der V-Strom 800DE

Die Suzuki V-Strom 800DE nimmt einen Platz im beliebten Segment der Reiseenduro Mittelklasse ein und fügt sich hervorragend in die V-Strom-Familie ein. Sie stellt ein rundum gelungenes Allroundpaket dar, das überall gut funktioniert, aber in keinem Bereich besonders hervorsticht. Sie gehört nicht zu den leichtesten oder stärksten Bikes ihrer Klasse, lässt jedoch im Alltag und auf der Motorradreise kaum Wünsche offen. Die V-Strom 800DE macht einen soliden Eindruck und ist vielseitig einsetzbar. Ihr neu entwickelter Motor muss sich in Sachen Zuverlässigkeit und Haltbarkeit allerdings noch beweisen. Zu ihren größten Konkurrenten zählt die Honda XL 750 Transalp, bei der lange Übersetzung und weiches Fahrwerk allerdings wenig begeistern. Ob für den Arbeitsweg oder die Weltreise, Schotterpisten, Gebirgspässe, Autobahnetappen oder Waldwege, die V-Strom 800 kannst du überall unaufgeregt einsetzen.

Hinweis: Für 2024 hat Suzuki die V-Strom 800 (ohne DE) angekündigt. Dieses Modell kommt dann mit 19 Zoll anstatt 21 Zoll Vorderrad und richtet sich damit an Motorradreisende, die hauptsächlich auf Asphalt unterwegs sind.

Technische Daten der Suzuki V-Strom 800 Dual Explorer

  • Motortyp: flüssigkeitsgekühlter Reihenzweizylinder 4-Takt-Motor mit 270° Hubzapfenversatz und zwei Ausgleichswellen, 8 Ventile, DOHC
  • Hubraum: 776 cm³
  • Leistung: 62 kW / 84 PS bei 8.500 U/min
  • Drehmoment: 78 Nm bei 6.800 U/min
  • Getriebe: 6-Gang Constant-Mesh Schaltklauengetriebe mit bidirektionalem Quickshifter (Blipper)
  • Sekundärantrieb: Kette
  • Rahmenbauart: röhrenförmiger Stahlrahmen
  • Federung vorne: SHOWA Upside-Down-Telegabel ø 43 mm (voll einstellbar) mit 220 mm Federweg
  • Federung hinten: Aluminium Zweiarmschwinge und Mono-Link Zentralfederbein (voll einstellbar) mit 220 mm Federweg
  • Bremse vorne: Doppelscheibenbremse (Wave-Typ) Ø 310 mm
  • Bremse hinten: Scheibenbremse (ABS abschaltbar) Ø 260 mm
  • Assistenzsysteme: Ride-by-Wire mit Easy Start System, Low RPM Assist System, Traktionskontrolle mit Gravel Mode, Suzuki Drive Mode Selector, ABS (hinten deaktivierbar); Bi-directional Quick Shift
  • Serienbereifung: Schlauchreifen Dunlop Trailmax Mixtour 90/90-21 und 150/70R17
  • Felgen: Aluminiumfelgen mit Drahtspeichen
  • Länge / Breite / Höhe: 2345 mm / 975 mm / 1310 mm
  • Radstand: 1570 mm
  • Sitzhöhe: 855 mm
  • Bodenfreiheit: 220 mm
  • Gewicht (Basismodell vollgetankt): 230 kg
  • Tankinhalt: 20 l
  • Zuladung: 200 kg
  • Höchstgeschwindigkeit: über 180 km/h
  • Durchschnittsverbrauch: 4,4 l/100 km
  • Reichweite: 454 km

Suzuki V-Strom 800 – erster Eindruck und Ergonomie

Das Design der V-Strom 800DE mit dem charakteristischen Schnabel ist an die Formensprache der legendären Suzuki DR-Z (Rallye Dakar) angelehnt. Zur Serienausstattung gehören bereits der Gepäckträger, die einfachen Handprotektoren, der Kunststoff-Unterbodenschutz und die rundum LED-Beleuchtung inkl. LED-Blinkern. Mein Testmotorrad war außerdem mit Sturzbügeln, Touring-Windschild und Hauptständer aus dem Suzuki Zubehör ausgestattet. Die vertikal gestapelten sechseckigen LED-Scheinwerfer mit LED-Positionslicht wirken futuristisch und insgesamt macht das Motorrad mit seinem neu gezeichneten Stahlrahmen auf mich einen modernen und gefälligen Eindruck.

Scheinwerfer und Schnabel der V-Strom 800.

Beim ersten Aufsitzen habe ich mich gleich wie zu Hause gefühlt. Alles ist dort, wo ich es erwartet habe. Trotz der immensen Federwege von 220 mm vorne und hinten und einer Sitzhöhe von 850 mm in der Standardkonfiguration dürften selbst kleine Fahrer gut mit der V-Strom 800DE zurechtkommen. Ich erreiche nämlich mit beiden Fußsohlen durchgängig den Boden, ohne die Beine komplett durchstrecken zu müssen. Beim Fahren ist der Kniewinkel bei mir jedoch relativ spitz. Optional bietet Suzuki im hauseigenen Zubehör eine 20 mm tiefere sowie eine 30 mm höhere Sitzbank, wodurch das Bike für die meisten Interessenten zugänglich gemacht werden kann. Der ergonomisch geformte Sattel ist sehr bequem und ermöglicht dadurch auch lange Etappen, ohne dass auf Zubehör wie Sitzfell oder Sitzkissen zurückgegriffen werden muss.

Sitzergonomie der Suzuki V-Strom 800DE.

Auch die stehende Position ist sehr gefällig. Trotz des relativ großen Tanks lässt sich die Suzuki gut zwischen die Beine klemmen. Der Lenker ist stark gekröpft und bietet dadurch einen großen Einstellbereich. Durch Verdrehen des Lenkers kannst du die für dich passende Ergonomie einstellen und einen guten Mittelweg für sitzende und stehende Fahrposition finden.

Stehende Position auf der V-Strom 800 DE.

Das Adventure Bike von Suzuki ist also zugänglich und wirft in der Bedienung kaum Fragen auf. Die Ergonomie der V-Strom ist gelungen und lässt sich bei Bedarf einfach und relativ kostengünstig anpassen.

Motor – V-Strom ohne V-Twin

Der völlig neu entwickelte wassergekühlte Parallel-Zweizylinder der V-Strom hat 776 ccm. Er verfügt über 270 Grad Hubzapfenversatz, zwei obenliegende Nockenwellen mit vier Ventilen pro Zylinder, Benzineinspritzung samt elektronischer Drosselklappensteuerung (Ride-by-Wire) und zwei um 90 Grad versetzte Ausgleichswellen (Cross Balancer).

Der Parallel-Twin zieht stoisch von ganz unten ruckelfrei hoch und ähnelt durch seinen Zündversatz vom Klang her einem V-Twin. Die 84 PS bei 8.500 Touren (78 Nm bei 6.800 Umdrehungen) des DOHC-Twin können sich durch die moderne Elektronik mit gut abgestimmtem Ride-by-Wire-System in jeder Situation perfekt entfalten. Der Motor ist die reinste Freude und verfügt über das Quäntchen mehr Durchzug, das ich bei meiner Ténéré 700 in manchen Fahrsituationen vermisse. Er fühlt sich stärker an als auf dem Papier angegeben und muss sich vor der teils stärkeren Konkurrenz nicht verstecken. Im Alltag ist es vollkommen ausreichend, den drehfreudigen Motor im mittleren Drehzahlbereich zu halten. Das Ausdrehen auf etwa 9.000 Touren zaubert einem jedoch schnell ein Lächeln ins Gesicht. Der Motor garantiert Fahrspaß und läuft dabei erstaunlich ruhig und vibrationsarm. Das Standgeräusch der Suzuki V-Strom 800 liegt weit unter 95 dB und beschränkt dich damit nicht in deinem Bewegungsradius (Motorradfahrverbote in Tirol).

Hinweis: Für die V-Strom 800 ist auch eine auf 48 PS (35 kW) gedrosselte A2-Option vorgesehen.

Fahrverhalten und Handling der V-Strom 800DE

Mit einem fahrfertigen Gewicht von 230 Kilogramm (Herstellerangaben) zählt die V-Strom 800DE nicht zu den leichtesten Bikes ihrer Klasse. Andere Mittelklasse Adventure Bikes wie Aprilia Tuareg 660 (204 kg), Yamaha Ténéré 700 (204 kg) und Honda XL 750 Transalp (208 kg) sind deutlich leichter. Allerdings verfügt die V-Strom 800 über den größten Tank (20 l) der oben genannten Bikes und ist bereits serienmäßig mit Handguards, Unterfahrschutz, Gepäckträger und Schaltautomat ausgestattet.

Der Stahlrohrrahmen macht einen sehr robusten Eindruck und der verschraubte Heckrahmen lässt sich nach einem Unfall einfach austauschen. Auf Asphalt lässt sich die V-Strom 800 spielerisch bewegen und im Gelände kommt ihre gute Zugänglichkeit mit passabler Sitzhöhe, tiefem Schwerpunkt und breitem Lenker insbesondere Offroad-Anfängern entgegen. Ein Anfänger ist also nicht zwingend mit einer offensichtlich mehr fürs Gelände ausgelegten Ténéré 700, die zudem sehr kopflastig ist, besser beraten.

Fahrwerk

Das voll einstellbare SHOWA-Fahrwerk der V-Strom 800DE bietet vorne und hinten satte 220 mm Federweg (Ténéré 700: 210/200 mm) und hat damit die bisher längsten Federwege aller V-Stroms. Im Vergleich zur Ténéré 700 ist das Fahrwerk der V-Strom 800 bereits in der Grundabstimmung viel straffer und dennoch komfortabel. Es ist nicht zu hart und nicht zu weich und kommt viel besser mit meinen rund 90 Kilogramm Gewicht zurecht und erlaubt auch mehr Zuladung. Auf der Straße lässt sich die V-Strom 800 relativ sportlich bewegen und im Gelände bietet das Fahrwerk viel Reserve.

Das 21 Zoll Vorderrad (90/90-21) hält die V-Strom 800 abseits befestigter Wege stabil auf Kurs, macht sie gut kontrollierbar und bügelt in Kombination mit den langen Federwegen selbst gröbste Schlaglöcher aus. Auch die Bodenfreiheit von 220 mm erlaubt Ausflüge ins grobe Gelände. Die serienmäßig montierten Dunlop Trailmax Mixtour funktionieren sehr gut auf der Straße und waren auch auf den Schotterpisten der Toskana ausreichend. Fürs grobe Gelände mit Matsch, Geröll und Sand empfiehlt es sich natürlich, Reifen mit einem gröberen Profil aufzuziehen. Hinten kommt die V-Strom 800DE mit einem 17-Zoll Reifen aus. Bei meiner Testfahrt konnte ich dadurch keine Nachteile feststellen. Die leicht verständlichen Elektronik-Features der V-Strom 800 Dual Explorer sind auf und abseits befestigter Wege eine große Hilfe.

Bremsen der V-Strom

Die 310er-Doppelscheibenbremse der V-Strom 800DE ist nicht so bissig wie die Bremsanlagen hochpreisiger Konkurrenzmodelle. Sie passt jedoch hervorragend zum Gesamtkonzept der Reiseenduro, funktioniert gut und erlaubt auch im Offroad-Betrieb einen festen Zug am Hebel, ohne gleich zu blockieren.

Elektronik-Features

Die Suzuki V-Strom 800 ist mit einigen elektronischen Helfern ausgestattet, die sehr gut funktionieren und den Fahrer nicht überfordern. Dank Ride-by-Wire lassen sich die Traktionskontrolle und Leistungsentfaltung an die jeweilige Fahrsituation und die Vorlieben des Fahrers anpassen. Außerdem sind ein einstellbares ABS, ein Easy Start System, ein Low RPM Assist System, eine USB-Steckdose und ein in beide Richtungen ausgezeichnet funktionierender Schaltautomat an Bord.

Cockpit & Display

Das gefällige 5-Zoll-TFT-LCD-Farb-Display der V-Strom ist stets gut ablesbar und hält dich über alle Systeme und Einstellungen am Bike auf dem Laufenden. Der digitale Drehzahlmesser ist an der Optik von Rundinstrumenten angelehnt und blinkt, wenn der Motor eine voreingestellte Drehzahl erreicht. Die Einstellungen von Traktionskontrolle, Leistungsentfaltung und ABS sind stets ablesbar und lassen sich mit wenigen Klicks am linken Hebel anpassen. Außerdem sind zwei Anzeigemodi für Tag (weiß) und Nacht (schwarz) verfügbar, zwischen denen automatisch oder auf Wunsch manuell gewechselt werden kann.

Cockpit und Display der V-Strom 800.

Folgende Elektronik-Features lassen sich über die Schaltwippe am linken Handgriff nahezu intuitiv einstellen:

Traktionskontrolle (TC)

Für die Traktionskontrolle gibt es insgesamt 5 Einstellmöglichkeiten:

  • Modus G (Gravel / Schotter): für Offroad-Ausflüge (spät eingreifende Traktionskontrolle)
  • OFF: abgeschaltete Traktionskontrolle
  • Stufe 1: sehr guter Asphalt
  • Stufe 2: Asphalt
  • Stufe 3: schlechter Asphalt oder nasse Fahrbahn

Fahrmodus – Suzuki Drive Mode Selektor (SDMS)

Die Motorleistungscharakteristik (Leistungsentfaltung) lässt sich in drei Stufen einstellen. Die Leistung vom Motorrad bleibt dabei unverändert, jedoch verändert sich die Gasannahme bzw. Leistungsentfaltung.

  • Modus A: scharfe Gasannahme für die Hatz auf der Landstraße
  • Modus B: mittlerer Modus eignet sich gut für Offroad-Fahrten und schont deine Kräfte
  • Modus C: die sanfte Gasannahme eignet sich gut für Fahrten auf regennasser oder vereister Fahrbahn

Antiblockiersystem-Modus (ABS)

Aus das ABS lässt sich in drei Stufen einstellen:

  • OFF: abgeschaltetes ABS für den Offroad-Betrieb, wobei das ABS nur bei der hinteren Bremse vollständig deaktiviert wird. Auf dem Vorderrad ist es auf lange Regelintervalle getrimmt
  • Stufe 1: reduzierter ABS-Eingriff für gute Straßen
  • Stufe 2: höherer ABS-Eingriff z. B. für Nässe; es wird schnell eingegriffen, um Schlimmeres zu verhindern

Serienmäßiger Schaltassistent der V-Strom 800

Der Schaltassistent mit Blipper der V-Strom 800 wird von Suzuki Bi-directional Quickshifter genannt und ist serienmäßig mit an Bord. Er ermöglicht das Hoch- und Herunterschalten ohne Betätigung der Kupplung und macht seine Aufgabe außerordentlich gut. Selbst Schaltvorgänge bei niedertouriger Fahrweise, Herunterschalten beim Beschleunigen – und Hochschalten bei geschlossenem Gas, macht der Quickshifter anstandslos mit. Die Gänge flutschen nur so herein, beim Ausdrehen mit schöner Soundkulisse. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Quickshifter so viel Spaß machen kann und zudem so effektiv verhindert, Unruhe ins Fahrwerk zu bringen.

Langstreckentauglichkeit – Die V-Strom 800DE als Reisemotorrad?

Suzuki preist auf der offiziellen Website die V-Strom 800DE als Adventure-Tourer an. Doch ist die V-Strom 800DE wirklich reisetauglich und gibt es meinerseits Verbesserungsvorschläge?

Sitzkomfort

Die Standardsitzbank der V-Strom 800DE ist ergonomisch gut geformt und sehr bequem. Sie ist im hinteren Bereich relativ breit und läuft nach vorne hin spitz zu, gleicht also eher einer Touren-Sitzbank als einer Enduro-Sitzbank. Sie erlaubt, schmerzfrei lange Tagesetappen zurückzulegen, und macht ein Motorrad-Sitzkissen oder Sitzfell überflüssig.

Seitenansicht der V-Strom 800 DE.

An den breiten Lenker (Fahrzeugbreite V-Strom 800DE: 97,5 cm; Ténéré 700: 91 cm) der V-Strom habe ich mich schnell gewöhnt. Die Fußrasten sind hoch angebracht, was zu einem relativ spitzen Kniewinkel führt. Durch die optional erhältliche hohe Sitzbank (Sitzhöhe: 885 mm; Preis: 153,28 Euro) lässt sich der Kniewinkel jedoch etwas entschärfen.

Wetterschutz (Windschild)

Das Windschild der V-Strom 800 lässt sich mit Werkzeug in drei Stufen um ca. 3 cm in der Höhe verstellen. Mein Testmotorrad war mit dem großen Windschild aus dem Suzuki Zubehör ausgestattet. Auf den Autobahnetappen kam es dennoch zu relativ kräftigen Wind-Verwirbelungen um meinen Helm.

Ich würde es daher und aus optischen Gründen erst mal bei dem kleinen Originalwindschild belassen und versuchen, die optimale Höhe für meine Statur und meinen Helm einzustellen. Wenn es keine zufriedenstellende Einstellung gäbe, dann würde ich mir im Motorrad Zubehör eine Tourenscheibe kaufen.

Gepäckunterbringung

Die Suzuki V-Strom 800DE kommt serienmäßig mit einem Gepäckträger, für den im Suzuki Zubehör verschiedene Trägerplatten aus Kunststoff oder Aluminium und diverse Topcases erhältlich sind. Außerdem gibt es Träger für Seitenkoffer in verschiedenen (auch sehr unauffälligen) Varianten sowie Koffer aus Kunststoff und Aluminium.

Daneben bietet Suzuki diverse Zubehörpakete, z. B. das »City Paket« mit 56 Liter Topcase und Trägerplatte (derzeit für 499,– Euro anstatt 708,79 Euro) an. Auch wird es nicht lange dauern, bis auf dem Zubehörmarkt die verschiedensten Gepäcklösungen von Fremdherstellern für die V-Strom 800 angeboten werden.

Verbrauch und Reichweite

Suzuki gibt den Verbrauch der V-Strom 800DE mit 4,4 l/100 km an. In Kombination mit dem 20 Liter fassenden Tank kommt damit eine maximale Reichweite von 454 Kilometern zustande. Wenn du mit Fahrspaß und viel Gepäck unterwegs bist, halte ich einen Verbrauch von 5 bis 6 l/100 km für realistisch. Wenn wir von 5,5 Litern/100 km ausgehen, kommt eine Gesamtreichweite von rund 364 Kilometern zustande. Das ist eine ordentliche Reichweite, die für die meisten Motorradreisen ausreicht. Das Mitführen von einem schweren Reservekanister mit Halterung erübrigt sich damit.

Fehlender Tempomat?

Obwohl die V-Strom 800 mit Ride-by-Wire alle Voraussetzungen für ein Tempomat erfüllt, bietet Suzuki die Option derzeit nicht mal aufpreispflichtig an. Ob der Hersteller damit versucht, die 800DE von der V-Strom 1050 abzugrenzen oder sich für künftige Modellupgrades zusätzliche Kaufanreize in der Hinterhand behalten möchte, bleibt abzuwarten. Ich bin allerdings der Meinung, dass sich ein Tempomat durch Ride-by-Wire erübrigt. Der Gasgriff der V-Strom 800 ist extrem leichtgängig, sodass ich ohne viel Druck meine Hand auf dem Griff ablegen und die Geschwindigkeit halten kann. Bei meiner Ténéré 700 (Bowdenzug) hingegen wäre ein Tempomat eine wirkliche Erleichterung. Bei der Suzuki vermisse ich ihn nicht.

Farbvarianten, Ausstattung, Zubehör und Preise der V-Strom 800DE

Suzuki bietet die V-Strom 800DE derzeit (Sept. 2023) ohne Aufpreis in den drei Farbvarianten (Mat Mechanical Gray, Champion Yellow No.2 und Glass Sparkle Black) an. Die unverbindliche Preisempfehlung für das bereits gut ausgestattete Basismodell der V-Strom beträgt laut Herstellerwebsite in Deutschland derzeit 11.500 Euro zzgl. Nebenkosten. Zur Serienausstattung gehören neben dem Quickshifter bereits die LED-Beleuchtung inkl. LED-Blinker, einfache Handguards, ein Gepäckträger und ein Unterfahrschutz aus Kunststoff.

Daneben hat Suzuki bereits jede Menge weiteres Zubehör für die V-Strom 800DE im Programm. Relativ preiswert und für den ein oder anderen praktikabel finde ich die alternativen Sitzbänke (30 mm höher oder 20 mm niedriger), die jeweils rund 150 Euro kosten. Ebenfalls sinnvolles Zubehör sind die Sturzbügel (349,82 Euro) aus dem Suzuki Zubehörprogramm. Sie schützen das Bike und bieten Platz für LED-Nebelscheinwerfer und/oder Sturzbügeltaschen, etwa den Lomo Motorrad Crash Bar Dry Bags. Der optional erhältliche Hauptständer (261,76 Euro) erleichtert die Kettenpflege und den Reifenwechsel.

Das 80 mm höhere und etwas breitere Touren-Windschild (67,49 Euro) war an meinem Testbike angebracht, konnte mich jedoch nicht überzeugen. Hier gilt es natürlich auszuprobieren, wie deine Statur und dein Helm auf der V-Strom funktionieren. Evtl. kommst du mit dem meiner Meinung nach deutlich schöneren kleinen Originalwindschild gut zurecht. Die Griffheizung von Suzuki (417,08 Euro) finde ich zu teuer. Hier würde ich eher auf eine günstige Heizgriffe aus dem Zubehör zurückgreifen.

Fazit zur V-Strom

Die Suzuki V-Strom 800DE ist ein grundsolides Adventure Bike. Besonders beeindruckt haben mich der kraftvolle Motor, das relativ straffe und hochwertige Fahrwerk sowie der perfekt funktionierende Schaltautomat. Auch die elektronischen Helfer, die gut funktionieren und dabei nicht überfordern, haben mich überzeugt. In meinen Augen gehört die Suzuki derzeit (Stand Sept. 2023) zu den interessantesten Reiseenduros mit dem größten Alltagsnutzen und dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis, die momentan neu erhältlich sind.

Test-Motorrad Suzuki V-Strom 800DE.

Suzuki V-Strom 800DE oder YAMAHA Ténéré 700?

Die YAMAHA Ténéré 700 wurde die letzten Jahre in der Enduro-Szene sehr gehypt. Sie galt als das lang erwartete Unicorn und hat eine große Anhängerschaft. Für das Unicorn ist sie meiner Meinung nach zu schwer und kopflastig. Hier erwarte ich mir von der KOVE 800X Super Adventure (97 PS / 185 kg / 20 l Tankvolumen) mehr. Abzuwarten bleiben bei der KOVE natürlich die Wartungsintervalle, Zuverlässigkeit und das Händlernetz.

Die Suzuki V-Strom 800DE ist definitiv etwas tourenorientierter als die Ténéré 700. Sie hat die bequemere Sitzbank, den größeren Tank, mehr Leistung, mehr Federweg, Schaltautomat, elektronische Helfer usw.

Ich habe meine Ténéré 700 im Jahr 2020 für rund 9.700 Euro neu gekauft und bin super zufrieden mit dem Bike. Heute verlangt YAMAHA allerdings 11.274 Euro für die Basisvariante der Ténéré 700. Mit dem original Gepäckträger sind 11.727,95 Euro fällig (Stand: Sept. 2023). Die V-Strom 800DE ist demnach preisgünstiger als die Ténéré. Sie ist stärker, hat das deutlich hochwertigere Fahrwerk, den perfekt funktionierenden Quickshifter und wenige, aber gute elektronische Helfer. Wenn ich heute vor der Kaufentscheidung stehen würde, dann würde es wahrscheinlich die Suzuki V-Strom 800DE werden.

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