Motorrad-Zelt: welches Zelt für die Motorradtour?
Motorradfahren und Campen stehen für Freiheit und Abenteuer und gehen für viele Biker Hand in Hand. In beiden Fällen erlebst du dein Umfeld viel bewusster und eindrücklicher, als es bei Autofahrten und Hotelübernachtungen überhaupt möglich ist. Zudem stellt das Motorrad-Zelt in vielen Regionen die deutlich kostengünstigere Option zur Unterbringung dar.
Dass dich dein Zelt in den Nächten deiner Motorradtour vor allem vor Kälte, Wind, Regen und sonstigem Wetterungemach schützen soll, versteht sich von selbst. Und natürlich sollte es über ein möglichst kleines Packmaß verfügen und, um die Fahrfreude nicht zu trüben, möglichst leicht sein. Welche weiteren Eigenschaften sollte das perfekte Motorrad-Zelt haben? Welche Zelt-Modelle sind überhaupt geeignet? Was darf ein Zelt für die Motorradtour wiegen und welche Preisklassen sind für deine Bedürfnisse sinnvoll? Auf diese und viele weitere Fragen gehe ich in folgender Kaufberatung, die auf meinen Erfahrungen beruht und dich vor bösen Überraschungen und Fehleinkäufen bewahren soll, ein. Egal ob für den Wochenendausflug, das nächste Motorradtreffen, die mehrwöchige Motorradreise oder die große Weltreise, nach Durcharbeitung des Artikels wirst du in der Lage sein, mit Leichtigkeit das für deine Ansprüche perfekte Motorrad-Zelt zu finden.
Kauf- und Bewertungskriterien für ein Motorrad-Zelt
So unterschiedlich unsere Motorräder sind, so unterschiedlich sind auch die Ansprüche und das Budget der Motorradfahrer. Nachdem ADV Vagabond vor allem für Motorrad-Abenteuerreisen mit Offroad-Anteil steht, lege ich besonders großen Wert auf ein möglichst geringes Gewicht. Denn nirgendwo sonst macht sich zusätzlicher Ballast am Motorrad so unangenehm im Fahrverhalten bemerkbar wie bei Geländefahrten.
Wenn du ausschließlich auf asphaltierten Straßen unterwegs bist, kannst du auch zu etwas schwereren Motorrad-Zelten greifen. Diese sind oft etwas komfortabler als die von mir empfohlenen Modelle. Generell sind Zelte für Motorradreisen jedoch immer ein Kompromiss. Einerseits soll das Zelt groß genug sein, um für Motorradklamotten, Gepäck und Equipment einen sicheren und trockenen Platz zu bieten, andererseits soll es leicht sein und ein geringes Packmaß aufweisen. Schauen wir zunächst die verschiedenen Zelt-Varianten an.
Welche Zeltart ist für Motorradtouren geeignet?
Die Outdoor-Branche boomt. Bestehende Produkte werden stetig verbessert und ständig kommen Produktneuheiten auf den Markt. Um hier den Überblick zu behalten, empfiehlt es sich erst mal, einen Blick auf die verschiedenen Zeltarten zu werfen. Ableger dieser Konstruktionen werden nämlich von Herstellern und Händlern als perfekte Motorrad-Zelte beworben, sind meiner Meinung nach für Motorradausflüge jedoch gänzlich ungeeignet.
Wurf- bzw. Pop-up-Zelte
Die größte Stärke von Wurfzelten ist, dass sie sich sehr schnell und einfach aufbauen lassen. Das Zusammenlegen und Verpacken erfordert bei den meisten Modellen allerdings viel Übung. Auch finde ich die Haltbarkeit von Wurfzelten fragwürdig. Dass ich Wurfzelte für Motorradtouren generell ungeeignet finde, liegt jedoch vor allem an dem hohen Gewicht, das solche Zelte konstruktionsbedingt mit sich bringen, und an dem meist äußerst ungünstigen Packmaß, durch welches sich Wurfzelte nicht besonders gut am Motorrad befestigen lassen.
1-Personen-Zelte, Trekking-Zelte und Biwak-Zelte (Ultraleicht-Zelte)
Ultraleicht-Zelte sind 1-Personen-Zelte, die aus dem Trekking-Bereich kommen und in verschiedenen Konstruktionsarten angeboten werden. Allen Zelten dieser Art gemein sind ein extrem niedriges Gewicht und ein kleines Packmaß, weshalb sie sich hervorragend für Trekkingtouren, Fahrradtouren und eben auch als Motorrad-Zelte eignen.
Das Andake Einmannzelt Ultraleicht ist ein Tunnelzelt mit großer Apsis, das nur 1,2 Kilogramm wiegt und mit einem Packmaß von 35 × 15 × 15 Zentimetern in jedem Rucksack Platz findet. Das GEERTOP Bivvy Trekkingzelt (Gewicht: 1,9 kg; Packmaß 43 × 11 × 11 cm) ist hingegen, wie auch das Trek Escape 1 von Outdoorer (Gewicht: 1,5 kg; Packmaß: 43 × 13 × 13 cm; derzeit nicht verfügbar), eher ein klassisches Biwak-Zelt. Beliebt unter Motorradfahrern ist auch das MSR Hubba NX (Gewicht: 1,3 kg; Packmaß 46 × 15 × 15 cm), ein leichtes und zusammengepackt kompaktes 1-Personen-Zelt in der Konstruktion eines Kuppelzelts.
Achtung: Einige Trekking-Zelte werden ohne Zeltstangen geliefert und lassen sich, ähnlich den Tipi-Zelten, nur unter Zuhilfenahme eines Wanderstocks aufstellen.
Für Motorradfahrer, die mit ihren leichten Dual-Sport Bikes die Routen des Trans Euro Trail abfahren möchten, sind ultraleichte 1-Personen-Zelte die richtige Wahl. Auf anspruchsvollen Singletrails stört jedes überflüssige Gramm, da hier für die Fahrer der Fokus meist beim Fahren und nicht etwa beim Campen oder Sightseeing liegt. Im Gegensatz zu der Alternative Hängematte und Tarp haben diese kleinen Zelte den entscheidenden Vorteil, dass keine Bäume oder Pfähle für das Nachtlager erforderlich sind.
Tipp: wenn schon ultraleicht, dann richtig!
Die leichteste, kompromissloseste und beste Campingausrüstung für extreme Endurofahrer besteht aus dem Biwaksack Helium Emergency Bivy von Outdoor Research (Gewicht: 0,27 kg; Packmaß 13 × 9 cm), der Therm-a-Rest NEOAIR XLITE Isomatte (Gewicht: 0,34 kg; Packmaß: 23 × 10 × 10 cm) und dem Sea To Summit Spark SP III Schlafsack (Gewicht: 0,67 kg; Packmaß 30 × 14 × 14 cm). Die gesamte Ausrüstung passt in Tankrucksack und kleine Hecktasche. Sie wiegt zusammen unter 1,3 Kilogramm, schützt dich vor Wind und Regen und ermöglicht einen angenehmen Schlaf bei Temperaturen bis knapp unter den Gefrierpunkt.
Die perfekte Campingausrüstung für sportlich ambitionierte Fahrer von Reiseenduros ist damit gefunden. Nachdem ich jedoch eher zu den Komfort-orientierten Motorradreisenden gehöre und bei Gelegenheit oder an verregneten Tagen auch mal den ganzen Tag im Zelt verbringen möchte, muss ich das Equipment unterbringen und eventuell auch kochen können. Also geht die Suche nach dem perfekten Motorrad-Zelt noch weiter.
Tunnelzelte und Tipi-Zelte
Große Tunnelzelte sind geräumig und bieten sogar oft einen Vorraum für das geliebte Motorrad, in dem du statt deiner Maschine natürlich auch Gepäck und Motorradbekleidung unterbringen kannst. Im Gegensatz zu den kleinen 1-Personen-Tunnelzelten lassen sie sich jedoch kaum alleine aufstellen. Sie werden vor allem von der Abspannung aufrecht gehalten, können alleine nicht stehen und das Aufbauen nimmt generell relativ viel Zeit in Anspruch. Zudem sind sie windanfällig, benötigen eine größere Grundfläche als andere Zeltarten und lassen sich, einmal aufgebaut, nicht ohne weiteres umstellen.
Dem gegenüber stehen ein im Verhältnis zur Zeltgröße geringes Gewicht und ein kleineres Packmaß. Tunnelzelte bieten oft mehrere Schlafkabinen und eignen sich daher vor allem für größere Biker-Gruppen, bei denen einer das Zelt transportiert und dafür sein weiteres Campingequipment unter den Gepäckstücken der anderen aufteilen darf. Tipi-Zelte müssen generell ringsherum mit vielen Zeltheringen verankert werden.
Nachdem ich gerne in südliche Länder reise, die oft mit Dürre zu kämpfen haben, sodass die Böden entsprechend ausgetrocknet und hart sind, bevorzuge ich selbst-stehende Zeltkonstruktionen, die nicht unbedingt mit Heringen verankert werden müssen. Tunnel- und Tipi-Zelte entsprechen daher nicht meinen Ansprüchen und scheiden für mich als perfekte Motorrad-Zelte aus.
Kuppelzelte (Iglu-Zelte)
Kuppelzelte oder Iglu-Zelte sind sehr stabil und auch von einer einzelnen Person schnell aufgebaut. Sie bleiben zur Not auch ohne Heringe und Abspannleinen stehen, bieten relativ viel Platz und Komfort und verfügen meist über kleine Packmaße und ein geringes Gewicht. In einer lauen Sommernacht lassen sie sich oft auch ohne Überzelt verwenden. Du hast dann ein sauberes Nachtlager mit frischer Luft, Schutz vor Moskitos und anderen Insekten und vielleicht einen tollen Blick auf den Sternenhimmel.
So ein Zelt kannst du im aufgebauten Zustand ohne Umstände umstellen, indem du es oben in Zeltmitte greifst und woanders hinträgst oder zur besseren Durchlüftung in den Wind drehst. Ich empfehle unbedingt ein Modell mit zwei Apsiden zu wählen. Auf der einen Seite kannst du dann deine Alukoffer (Soft-Gepäckstücke), Helm und Motorradstiefel sicher vor Regen aufbewahren, die andere Seite nutzt du als Zugang und bei Regen (natürlich bei kleiner Flamme und größter Vorsicht!) als Kochstelle. Ein Kuppelzelt eignet sich daher perfekt als Motorrad-Zelt und ist für viele Biker längst Standard.
Zeltabmessungen – Die perfekte Größe für ein Motorrad-Zelt
Die Zeltgröße richtet sich in erster Linie nach der Anzahl der Personen, die in dem Zelt übernachten möchten. Die Herstellerangaben dazu verstehen sich als Maximalangaben. Wenn du Wert auf Komfort legst, empfehle ich dir ein Zelt zu wählen, das den Angaben nach für eine weitere Person geeignet ist. Als Alleinreisender solltest du also ein 2-Personen-Zelt wählen und, wenn ihr zu zweit im Zelt übernachten möchtet, ein 3-Personen-Zelt.
Berücksichtigen solltest du auch, wo du dein Equipment und deine Motorradklamotten aufbewahren willst. Ein Zelt mit Apsis ist dem ohne auf jeden Fall vorzuziehen. So muss die sperrige und schwere Motorradbekleidung nicht in der Schlafkabine aufbewahrt werden. Die Zelthöhe sollte mindestens einen Meter betragen, damit du im Zelt bequem aufrecht sitzen kannst. Die Liegefläche typischer 2-Personen-Zelte beträgt meist etwa 2 Meter auf 1,20 bis 1,50 Meter. Bei der Zeltgröße musst du also einen guten Kompromiss aus Komfort, Packmaß und Gewicht finden.
Tipp: Die Zeltstangen von Iglu-Zelten sind von oben gesehen x-förmig zueinander angebracht. Diese Konstruktion ist relativ stabil und günstig herzustellen. Der Nachteil ist, dass der Winkel zwischen Zeltboden und Zeltwand dadurch sehr spitz verläuft. Iglu-Zelte bieten weniger Platz im Zeltinnenraum und die Randbereiche können kaum genutzt werden. Solltest du auf solch eine Konstruktion zurückgreifen wollen, empfiehlt es sich eine Zeltlänge zu wählen, die deine Körpergröße um mindestens 20 Zentimeter übertrifft.
Packmaß und Gewicht
Die wichtigsten Kriterien, die ein gutes Motorrad-Zelt ausmachen, sind ein kleines Packmaß und ein geringes Gewicht. Ein kleines Packmaß ermöglicht es dir, das Zelt ordentlich am Motorrad zu verstauen.
Durch ein möglichst geringes Gewicht erhältst du die Leichtigkeit und Wendigkeit deiner Maschine. Zudem bist du so in der Lage, dein Motorrad nach einem oder mehreren Stürzen in Folge, die ambitionierte Geländefahrten einfach mit sich bringen, wieder problemlos aufzurichten. Leichte Einmannzelte sind bereits ab einem Gewicht von rund einem Kilogramm erhältlich, 2-3-Personen-Zelte wiegen meist zwischen 2 und 3 Kilogramm. Deutlich über 3 Kilogramm würde ich bei einem Motorrad-Zelt nicht gehen. Ein kleines Packmaß ist ab einem Durchmesser von 11 bis 16 Zentimetern und einer Länge von 35 bis 60 Zentimetern gegeben.
Tipp: Achte darauf, dass das Zelt zusammen mit deiner Isomatte (oder Luftmatratze), dem Schlafsack und deiner Alltagskleidung in die von dir bevorzugte wasserdichte Gepäckrolle passt, die du dann auf den Soziussitz oder den Gepäckträger deines Motorrades schnallen kannst. Schwere Gegenstände gehören möglichst weit unten und zentral am Schwerpunkt deiner Maschine befestigt, um die Agilität zu erhalten. Sollte das Außenzelt vor deiner Abreise nicht vollständig getrocknet sein, dann kannst du es separat unter der Gepäckrolle befestigen. Die restlichen Gegenstände bleiben so trocken und geschützt, das Außenzelt trocknet der Fahrtwind.
Wetterschutz & Wohlfühlklima
Zelte werden für drei oder für vier Jahreszeiten hergestellt. Ein Vier-Jahreszeiten-Zelt (auch Winterzelt) bietet Schutz gegen massive Wettereinflüsse und Kälte. Es ist aus strapazierfähigen, schweren Stoffen gefertigt und weist eine belastbare Geometrie der Zeltstangen auf, wodurch es in der Lage ist, starken Winden und Schneelasten zu trotzen. Zudem bietet es für die sperrige Winterausrüstung mehr Platz und größere Apsiden. Um keine Wärme nach außen zu lassen, ist der Mash-Anteil bei Winterzelten geringer, was zwangsläufig zu einer schlechteren Durchlüftung führt. Nachdem wir Motorradfahrer eher selten im tiefsten Winter und Schneetreiben unterwegs sind, kommt als Motorrad-Zelt nur ein Drei-Jahreszeiten-Zelt infrage.
Diese Zelte zeichnen sich durch ein vergleichsweise geringeres Gewicht, eine ausgezeichnete Atmungsaktivität und einen meist geringeren Kaufpreis aus. Als Motorradreisender wirst du vorzugsweise in warmen bis heißen Regionen unterwegs sein. Eine gute Belüftung verhindert, dass sich das Zelt in der Sonne zu stark aufheizt und reguliert in der Nacht die entstehende Feuchtigkeit, sorgt also für weniger Kondenswasser im Innenraum. Der Mesh-Anteil vom Innenzelt deines Motorrad-Zeltes sollte überwiegen. Außerdem sollte es über große Lüftungsöffnungen und im Idealfall mehrere Eingänge verfügen.
Die Wasserdichtigkeit wird von den Herstellern mit der Wassersäule, ein Laborwert der in Millimetern angegeben und mit dem sogenannten Suter-Test ermittelt wird, angegeben. Je höher dieser Wert ist, desto dichter ist der Zeltstoff. Ab einer Wassersäule von 1.500 mm gilt ein Außenzelt als wasserdicht. Der Zeltboden ist noch größeren Druckverhältnissen ausgesetzt und sollte einen Wert von 5.000 mm erreichen, um deine Ausrüstung vor Nässe zu schützen. Die Wassersäule gibt jedoch keine Auskunft über die Art der Beschichtung und die Qualität der Verarbeitung (z.B. undichte Nähte).
Aufbauzeit – Wie lange dauert es, ein Motorrad-Zelt aufzubauen?
Die Aufbauzeit kann je nach Typ und Größe des Zelts stark variieren. Im Gegensatz zum Aufbau von Tunnelzelten ist der von Kuppelzelten selbsterklärend und erübrigt in der Regel das Studium der Bedienungsanleitung. Dennoch solltest du das neue Zelt vor der ersten Reise einmal in aller Ruhe zu Hause aufbauen. So bist du selbst nach einer ermüdenden Anfahrt in der Lage, dein Zelt schnell aufzubauen, selbst bei Dunkelheit oder während eines Regengusses. Mit etwas Übung ist ein Kuppelzelt innerhalb von 5–10 Minuten aufgestellt.
Was kostet ein Motorrad-Zelt?
Wie viel ein Motorrad-Zelt kostet, ist von der Zeltart, der Größe, dem Hersteller und der gebotenen Qualität abhängig. Ein 2-Personen-Kuppelzelt, das sich generell für eine Motorradtour eignet, bekommst du bereits für weniger als 30 Euro. Diese extrem günstigen Zelte werden oft in zeitlich begrenzten Aktionen bei Discount-Einzelhandelsketten angeboten, außerdem findest du sie in zahlreichen Onlineshops. Dass du in dieser Preisklasse deutliche Abstriche in Sachen Qualität und Haltbarkeit machen musst, versteht sich von selbst. Die Zeltstangen der günstigen Zelte bestehen aus schwererem und labilerem Fiberglas – statt Alustangen, die Heringe aus schwerem (teils weichem) Stahl, anstatt aus hochwertigem Aluminium. Hinzu kommen schlecht verarbeitete und oft undichte Nähte sowie Reißverschlüsse minderer Qualität, die sich durch schlechten Lauf und starken Abrieb bemerkbar machen. Auch bei den Beschichtungen von Außenzelt und Bodenwanne gibt es riesige Qualitätsunterschiede.
Ein wirklich wasserdichtes Zelt hat Silikon-beschichtetes Gewebe und voll verklebte Nähte. Motorrad-Zelte bis 50 Euro haben meiner Meinung nach trotzdem ihre Berechtigung. Wer das Campen mit dem Motorrad nur einmal ausprobieren möchte oder ein günstiges Zelt für den Wochenendausflug im Sommer sucht, der macht damit grundsätzlich nichts verkehrt.
Wenn du aber regelmäßige und mehrwöchige Campingausflüge mit dem Motorrad planst, solltest du etwas tiefer in die Tasche greifen. 2-Personen-Zelte zwischen 100 und 200 Euro halten auch anhaltendem Regen, Unwettern und Stürmen stand. Natürlich können auch diese Zelte nicht mit Expeditionszelten, wie z.B. den Markenzelten von Hilleberg, die teilweise viermal soviel kosten, verglichen werden. Zelte bis 200 Euro bieten jedoch den besten Kompromiss aus Komfort, Packmaß, Gewicht und Preis-Leistungs-Verhältnis und eignen sich damit perfekt als Motorrad-Zelt.
Von mir bereits getestete Motorrad-Zelte
Beim Campen konnte ich bereits mit vielen Zelten Erfahrungen sammeln. Explizit als Motorrad-Zelt habe ich mir bisher jedoch nur zwei Zelte gekauft, auf deren Vor- und Nachteile ich im Folgenden kurz eingehe.
Mein erstes Motorrad-Zelt – Das Quechua ARPENAZ 2
Das Quechua ARPENAZ 2 habe ich mir vor einigen Jahren für nur rund 25 Euro als erstes Motorrad-Zelt gekauft. Mit einer Liegefläche von 200 × 120 cm, einer Innenzelthöhe von 105 cm, dem Gewicht von 2,2 kg und dem Packmaß von 57 × 12 × 12 cm schien mir das 2-Personen-Iglu-Zelt wie für Motorradtouren gemacht. Obwohl das kleine grüne Zelt in dieser Ausführung heute nicht mehr erhältlich ist, sehe ich es noch auffällig oft auf Fotos in meinem Instagram-Account, über welchen ich vielen abenteuerlustigen Reise-Enduristen folge.
- Länge: Wie bei Iglu-Zelten üblich sind die Zeltwände sehr schräg. Das Raumangebot ist dadurch bescheiden und bei meiner Körpergröße von 1,86 m fehlen mir einfach noch 5–10 cm in der Länge der Liegefläche, um komfortabel und ohne die Zeltwand zu berühren (Kondenswasser, Isolation), darin schlafen zu können.
- Hitzestau: Meine Version von dem Zelt verfügt nur über einen Zelteingang und eine kleine Belüftung an der Stirnseite. Der Zeltinnenraum heizt sich in der Sonne durch die unzureichende Belüftung extrem stark auf.
- Regenüberdachung / Apsis: Das Zelt verfügt weder über eine Apsis noch über eine Regenüberdachung am Eingang. Wird das Zelt bei Regen geöffnet, regnet es zwangsläufig herein.
Quechua ARPENAZ 2 Motorrad-Zelt | |
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Innenmaße: | 200 × 120 × 105 cm (LxBxH) |
Packmaß: | 57 × 12 × 12 cm |
Gewicht: | 2,6 kg |
Wassersäule: | 2.000 mm / 5.000 mm (Außenzelt / Bodenplane) |
Ausstattung: | kleine Innentasche, Deckenhaken für Lampe, 6 Stahlheringe |
Falls du mit deinem Motorrad einen mehrwöchigen Urlaub oder gar eine Weltreise planst, empfehle ich dir etwas mehr Geld für das Zelt auszugeben, z.B. für das Qeedo Light Birch 2, das eine bessere Qualität, Wasserdichtigkeit, Langlebigkeit und mehr Komfort bietet.
Qeedo Light Birch 2 – Das perfekte Motorrad-Zelt?
Das Qeedo Light Birch 2 habe ich als Ersatz zum erstgenannten Zelt für anstehende Touren mit meiner YAMAHA Ténéré 700 gekauft. Es ist hochwertig verarbeitet und bietet durch die y-förmige Anordnung der hochwertigen Aluminium-Zeltstange, die zudem über eine Querstange verfügt, steile Zeltwände und damit ein ausgezeichnetes Platzangebot.
Die Liegefläche beträgt 210 × 135 cm, die Innenzelthöhe 100 cm. Der obere Teil des Innenzelts ist komplett aus Mesh-Gewebe gefertigt, was im Zusammenspiel mit zwei Belüftungsöffnungen und zwei gegenüberliegenden Zelteingängen für eine ausgezeichnete Belüftung sorgt. In heißen und trockenen Nächten kann es auch ohne Oberzelt verwendet werden und bietet so zumindest Schutz vor Krabbeltieren. Außerdem verfügt es über zwei Apsiden, die zwar nicht überwältigend groß ausfallen, unter denen ich jedoch die Alukoffer meiner Ténéré, Helm, Stiefel und Motorradjacke verstauen kann und die bei Regen auch als Kochstelle genutzt werden können. Das Zelt hat Innentaschen, eine Ablage im Dachhimmel sowie die Möglichkeit, hier eine Lampe einzuhängen. Verschweißte Nähte und eine Wassersäule von 3.000 mm beim Außenzelt sorgen dafür, dass das Zelt auch heftigen und langanhaltenden Regenschauern trotzt. Für die Wassersäule beim Zeltboden habe ich keine Angaben gefunden. Ich hatte hier allerdings nie Probleme mit eindringender Feuchtigkeit und verwende das Zelt sowieso mit der passgenauen und optional erhältlichen Zeltunterlage von Qeedo.
Qeedo Light Birch 2 Motorrad-Zelt | |
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Innenmaße: | 210 × 135 × 100 cm (LxBxH) |
Packmaß: | 48 × 16 × 16 cm |
Gewicht: | 2,9 kg |
Wassersäule: | 3.000 mm (Außenzelt) |
Ausstattung: | 2 Belüftungsöffnungen; 2 gegenüberliegende Eingänge; 2 Apsiden; oberer Teil des Innenzelts komplett aus Mesh-Gewebe; Innentasche; Deckenhaken- und Ablage; 10 Aluminium-Heringe |
Für mich ist das Qeedo Light Birch 2 das perfekte Motorrad-Zelt für Soloreisende und bietet zudem ein sehr gutes Preisleistungsverhältnis. Für Paare und zu zweit Reisende kann das Qeedo Light Birch 3 (Gewicht: 3,3 kg; Packmaß: 53 × 18 × 18 cm), das mit einer Liegefläche von 213 × 150 cm, einer Innenhöhe von 108 cm und deutlich größeren Apsiden noch mehr Komfort bietet, eine gute Alternative darstellen.
Weitere Informationen und Tipps
Der Vollständigkeit halber an dieser Stelle noch ein paar Tipps aus persönlichen Campingerfahrungen, die dir vielleicht beim Zelten und/oder Zeltkauf behilflich sein können.
Aufstellort
Dass du dein Zelt nicht in einer Senke oder einem vermeintlich ausgetrockneten Flussbett aufstellen solltest, wo sich bei Regen das Wasser sammelt, sollte klar sein. Auch dass du den Platz zuvor vor spitzen Ästen und Steinen befreist, um den empfindlichen Zeltboden und deine Isomatte vor Beschädigung zu schützen, versteht sich von selbst. Doch wie sieht es mit Licht und Schatten aus?
Der perfekte Aufstellort ist vom vorherrschenden Klima abhängig und davon, wie viele Nächte du an dem Platz verbringen möchtest. Wenn du im Sommer eine Woche auf einem Campingplatz in Kroatien verbringen willst, dann empfiehlt es sich einen schattigen Platz zu wählen. Wenn du dort jedoch nur eine Nacht verbringen und früh am nächsten Morgen weiterziehen möchtest, dann solltest du einen Platz wählen, der Richtung Osten frei von Bäumen und anderen Hindernissen ist. Nur so wird dein Zelt in der Früh von der Sonne beschienen und trocknet bereits, während du frühstückst, deinen Waschkram erledigst und deine Taschen packst. Im Schatten dauert es nämlich sehr lange, bis das von Kondenswasser, Morgentau und Nebel feuchte Zelt endlich trocken ist. Falls du erst bei Dunkelheit ankommst, verrät dir der Kompass in deinem Smartphone wo Osten ist.
Zeltaußenfarbe
Falls du auch wildcampen möchtest, solltest du beim Zeltkauf auf eine dezente Zeltaußenfarbe achten. Gerade die teuren Expeditionszelte kommen oft in knalligem Rot oder Gelb daher. Für im Schneesturm verschollene Bergsteiger können Zelte in Signalfarbe zweifelsfrei vorteilhaft sein, ganz anders bei Wildcampern, die in der Regel nach Möglichkeit kein Aufsehen erregen möchten.
Zeltunterlage (Groundsheet)
Es empfiehlt sich, beim Zeltkauf gleich eine passende Zeltunterlage dazuzukaufen. Die Unterlage schützt den heutzutage aus Gewichtsgründen meist sehr dünnen Zeltboden und deine Isomatte vor Beschädigung durch spitze Steine und Äste und bietet eine zusätzliche Isolierung. Zeltunterlagen lassen sich platzsparend zusammenlegen, sind also klein und leicht und zudem relativ günstig. Auch kannst du sie bei einem Stopp im leichten Regen als schützendes Tarp zweckentfremden.
Zeltheringe
Teurere Zelte haben heute meist Heringe aus Aluminium. Diese Zeltheringe sind leicht und steif und lassen sich problemlos in den weichen Böden der nördlichen regenreichen Regionen versenken. In trockeneren Gefilden sind diese Heringe jedoch kaum zu gebrauchen. Sie sind auf beiden Seiten relativ spitz und scharfkantig und können oft nur mit einem Stein oder ähnlichem in den Boden gehämmert werden. Dabei brechen sie gerne an den Einkerbungen und werden dadurch unbrauchbar.
Ich packe daher lieber nur ein paar klassische Stahlheringe ein, die ich notfalls mit einem Stein in die Erde treiben kann und die im schlimmsten Fall etwas verbiegen, jedoch schnell wieder geradegebogen sind. Bei starkem Wind verwende ich die Stahlheringe für die stark beanspruchten Ösen und Abspannleinen und für die weniger beanspruchten Stellen schnitze ich ein paar zusätzliche Heringe aus Holz.
Hallo Jan,
zum Thema Zelt habe ich folgende Gedanken:
– bei zuviel Mesh im Innenzelt kann das Regen- und Kondenswasser leichter bis zum Schlafsack und den Klamotten gelangen.
– ich komme bei 1,88 m mit der Innenlänge von 2,10 m nicht zurecht und der Schlafsack berührt das Innenzelt
Ich bin auf das Robens Lodge 2 gestoßen und werde es mir für die Saison 2022 genauer ansehen.
Danke für deine ausführlichen und informativen Berichte,
Bernd 💙💛🏁🤛🏼
Hallo Bernd, vielen Dank für deine Ergänzungen und entschuldige die späte Antwort. Ich bin eben erst aus Griechenland zurückgekommen. Grüße Jan.
Hallo Jan,
da das Robens Lodge 2 lange Zeit nicht lieferbar/bezahlbar war, habe ich mich für das Robens Voyager 2EX entschieden. Auf 7.654 km habe ich es knapp 20x benutzt. Für mich ist es viel zu warm in dem Zelt gewesen und die beiden kleinen Lüftungsöffnungen auf den Stirnseiten haben das Kondenswasser auf der Innenseite vom Aussenzelt nicht wirkungsvoll unterbunden.
Das Voyager 2EX bietet sehr viel Stauraum und die Möglichkeit, das Innenzelt separat und trocken zu transportieren. Auf- und Abbau sind unkompliziert und minimal bin ich mit 4 Heringen ausgekommen. Die Innenlänge von 2,25 m möchte ich nicht mehr missen aber für die Sommermonate schaue ich mich nach einer Alternative mit mehr Mesh Anteil um.
Gruss,
Bernd 💙💛🏁🤛🏼
Hallo Jan,
wie bringst du das Zelt am besten auf dem Motorrad unter? Ich bin gerade dabei mir eine Softgepäcklösung für meine Tenere 700 zulegen und liebäugle mit der Kriega OS Base Lösung. Jedoch werde ich ein Zelt mit einer Packmaßlänge von knapp 50cm wohl kaum in einer Tasche unterkriegen. Hast du dafür ein paar Tipps?
VG
Dennis
Ich transportiere die Zeltstangen in einem der Alukoffer und das Zelt samt Groundsheet in einem der Pannier Topper von Enduristan. In dem anderen sind Schlafsack, Inlett, Isomatte, Kopfkissen und Handtuch. Die relativ leichte Schlafausrüstung also leicht zugänglich in den Soft-Packtaschen auf den Alukoffern. Die Koffer selbst dienen mir beim Campen als Tisch und Stuhl. Mit Softgepäck habe ich bisher nur Reisen mit Hotelübernachtung (Hostel) unternommen.